Wie Pferde uns zu besseren Menschen machen

Wer führt wen? Oder: Wie Pferde uns zu besseren Menschen machen

Natürlich sollte der Mensch sein Pferd führen – ist doch eigentlich klar, oder? Sonst „tanzt er dir auf der Nase rum“, „macht, was er will“, „verarscht dich nur“. Hier erfährst du, warum genau das nicht stimmt:

Und dann stehst du da, mit deinem Pferd, und früher oder später wird dir hoffentlich eines klar:
Dein Pferd ist dein Spiegel. Viele Missverständnisse im Pferdetraining entstehen, weil wir Führung mit Durchsetzen oder Dominanz verwechseln.
Aber ein Pferd will nicht, dass irgendwer „gewinnt“. Es will, dass ihr gemeinsam weiterkommt. Du kannst noch so viel wissen, noch so gut ausgebildet sein. Die besten Ausbilder zitieren. Aber dein Pferd interessiert das alles nicht, es hat die ganzen Bücher nicht gelesen.

Dein Pferd interessiert nur eines: Bist du wirklich da? Bist du echt? Bist du präsent? Denn Führung beginnt nicht im Außen. Sondern in dir. Ich komme im Pferdetraining regelmäßig an meine Grenzen und lerne, wie ich darüber hinauswachsen kann. Denn wer verstanden hat, dass Pferde eine ausgezeichnete Sozialkompetenz haben und dich als Trainer, Besitzer, Reiter widerspiegeln, der weiß: Wer mit Pferden arbeitet, lernt sich selbst besser kennen, jeden Tag. Pferde bringen dich dahin, wo du vielleicht ungern hinschaust. Deine Ungeduld. Deine Angst. Deinen Druck, funktionieren zu müssen. Und ja, das ist manchmal hart. Denn was du dort siehst, gefällt dir vielleicht nicht immer. Aber genau darin liegt das große Potential: Die Arbeit mit dem Pferd ist immer auch Arbeit an uns selbst. Und mit dieser Erkenntnis beginnt Entwicklung.

Mit einem Pferd in Beziehung zu treten, bedeutet zu fühlen - nicht nur das Pferd, vor allem dich selbst. Was du ausstrahlst. Was du mitbringst. Was du loslassen darfst. Es ist ein bisschen wie Therapie, nur draußen, und mit einem ziemlich haarigen Therapeuten.

Natürlich führe ich mein Pferd durch die Trainingseinheit: Ich gebe Richtung, Tempo, Aufgabe vor.
Aber wenn ich ganz ehrlich bin, dann ist es oft mein Pferd, das mich führt.
In mehr Achtsamkeit.
In mehr Klarheit.
In mehr Präsenz.